Flatsch – kurz nicht aufgepasst und schon liegt das Brötchen auf dem Küchenboden. Jetzt sollte man schnell handeln: Schließlich brauchen Keime mindestens 3 Sekunden, um den Snack ungenießbar zu machen. Zumindest, wenn man an die 3-Sekunden-Regel glaubt.
Zwei Infos vorab: Tatsächlich scheint etwas an der 3-Sekunden-Regel dran zu sein. Und möglicherweise hat der mongolische Herrscher Dschingis Khan etwas mit ihr zu tun.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die 3-Sekunden-Regel und wie ist sie entstanden?
Die 3-Sekunden-Regel (manchmal auch bekannt als 5-Sekunden-Regel) besagt, dass Essen, das auf den Boden gefallen ist, immer noch gegessen werden kann – wenn man es innerhalb weniger Sekunden aufhebt.
Der genaue Ursprung der 3-Sekunden-Regel ist nicht bekannt und ein wenig sagenumwoben. Und da kommt Dschingis Khan, Begründer des mongolischen Reichs, ins Spiel. Der Sage nach soll es bei seinen Festessen nämlich die sogenannte „Khan-Regel“ gegeben haben. Wenn Essen auf den Boden fiel, soll es so lange essbar gewesen sein, wie Khan es erlaubte.
Wie stark diese Khan-Regel etwas mit der 3-Sekunden-Regel zu tun hat, ist nicht klar. Doch egal ob die Regel nun von Dschingis Khan oder einer x-beliebigen Person kam, eines ist gewiss: Die 3-Sekunden Regel stammt entweder aus einer Zeit oder von einer Person mit geringem Verständnis für Keime.

Hatte anscheinend kein Problem, vom Boden zu essen: Dschingis Khan
Funktioniert die 3-Sekunden-Regel wirklich?
Es gibt nur wenige Studien zu dem Thema. Laut Forschungsergebnissen der US-amerikanischen Rutgers University scheint aber zumindest ein Funken Wahrheit in der Regel zu stecken.
In einer Studie ließ das Forschungsteam Wassermelonenstücke, Brot und Gummibonbons auf unterschiedliche mit Bakterien angereicherte Oberflächen fallen. Die Kontaminierung wurde nach weniger als einer Sekunde, nach 5, 30 und 300 Sekunden überprüft.
Das Ergebnis: Die Kontaminierung war stärker, je länger das Essen auf dem Boden lag. Dennoch konnte das Forschungsteam bereits nach weniger als einer Sekunde Bodenkontakt eine Bakterienkontaminierung des Essens feststellen.
Laut dem Forschungsteam spielte auch die Art des Bodens eine wichtige Rolle: Auf Fliesen und Holzböden war die Bakterienausbreitung auf dem Essen nämlich größer als auf Teppich. Das könne daran liegen, dass Bakterien vergleichsweise stärker an Teppichfasern haften und dadurch schlechter auf das Essen übertragen werden.
Außerdem gab es Unterschiede bei der Art des Essens: Am stärksten kontaminiert war nämlich die Wassermelone. Das Forschungsteam vermutete, dass die Feuchtigkeit der Wassermelone einen entscheidenden Einfluss darauf hatte. Feuchte Speisen wie Wassermelonenstücke und Eiskugeln wären demnach anfälliger für Bakterien als Kekse und Brötchen.

Soll heißen: Je länger Essen auf dem Boden liegt, desto mehr Zeit haben Bakterien, es zu befallen. Dennoch beginnt dieser Prozess nicht erst nach 3 Sekunden und wird darüber hinaus beeinflusst von der Art des Essens und des Bodens. Die 3-Sekunden-Regel ist also wissenschaftlich nicht haltbar.
Fazit: Im Zweifel auf den gesunden Menschenverstand verlassen
Es gibt derzeit keine Nachweise dafür, dass die 3-Sekunden-Regel funktioniert. Das ist aber in der Regel nicht weiter schlimm: Die meisten Keime sind nämlich für ein gesundes Immunsystem ungefährlich.
Verlass dich bei heruntergefallenem Essen also lieber auf deinen inneren Kompass als auf die 3-Sekunden-Regel. Dieser Kompass kann nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen essbar und nicht essbar unterscheiden: Liegt das Toast mit der Marmeladenseite auf dem Küchenboden, ist es wahrscheinlich für viele unappetitlicher als der Keks auf dem Teppich.
Noch unbedenklicher lässt es sich vom Boden essen, wenn du dich um eine angemessene Haushaltshygiene kümmerst. Also schwing hin und wieder den Mopp und wasch deinen Apfel noch mal ab, bevor er vom Boden in deinen Mund wandert. Dann darfst du dein Essen mit gutem Gewissen wieder aufheben – auch nach 4 Sekunden.
Bon appétit!
Nachweise
[1] Miranda RC, Schaffner DW. Longer Contact Times Increase Cross-Contamination of Enterobacter aerogenes from Surfaces to Food. Appl Environ Microbiol. 2016 Oct 14;82(21):6490-6496. doi: 10.1128/AEM.01838-16. PMID: 27590818; PMCID: PMC5066366.